Zur Gemeinderatssitzung in Stolzenau am Mi., den 17.01.2018 schreibt die Ratsfrau Martina Broschei:

„So, nachdem nun in der Zeitung über die öffentliche Ratssitzung bezgl. des „Ortskerns“ und der geplanten Ansiedlung eines weiteren Vollsortimenters berichtet wurde, hier nun der Vollständigkeit halber meine Rede, wie ich sie (teilweise spontan verändernd und erweiternd) dort vor dem Rat und dem anwesenden Publikum vorgetragen habe:

 

Sehr geehrter Vorsitzender, sehr geehrte Ratsmitglieder, sehr geehrte Gäste,

die verschiedenen Interessenslagen machen es schwierig eine Lösung zu finden, die allen gerecht wird. Am Ende wird es gefühlte Verlierer geben. Und vielleicht sogar ganz unerwartete, die sich zuerst noch als Gewinner fühlen. Weil das, was man sich jetzt noch erhofft, dann am Ende vielleicht doch nicht eingetreten ist.

 

Warum könnte das so kommen? Nun … 
Weil man ansonsten ausser auf einen neuen Supermarkt zu hoffen, vielleicht nichts anderes verändert hat, den inklusionsgerechten Zugang ins Geschäft ermöglichen z.B., der gerade auch für ältere Menschen mit den Jahren immer schwieriger wird wenn es Treppen zu bewältigen gibt. Zuweilen scheint es einfacher, sich an einer Liane aus einem Geschäft zu schwingen als an den zusätzlich ungünstig platzierten Hindernissen auf der Treppe vorbei zu kommen.

 

Oder weil man als Kunde die Freundlichkeit mitbringen muss, weil es im Geschäft keine gibt. Oder weil man einfach alles andere so gelassen hat, wie es vor 20 oder 30 Jahren mal modern war. Das alleine wird aber nicht reichen, selbst wenn der neue Markt, so er denn kommt, theoretisch mehr Kunden anziehen könnte.

 

Hingegen sehe ich auch andere Geschäfte, die immer an den Verkaufsoffenen Sonntagen geöffnet haben und nicht nur einfach dafür die Tür aufschliessen, sondern Aktionen vor dem Geschäft machen, auch weitere Sonderaktionen übers Jahr, diese auch in der Zeitung bewerben, die sich also wirklich aktiv um Kunden bemühen. Die sich auch dazu liebevoll um ihren Aussenbereich kümmern, also mit Herz und Seele dabei sind.

 

Verständlich, wenn Hausbesitzer die überJahrzehnte nichts mehr in ihre Immobilien investieren wollten, diese veräussern wenn der Preis stimmt. Es handelt sich hier eben um Privatbesitz.

 

Nicht verständlich hingegen ist es für mich, dass von der Politik erwartet wird, die eigenen Versäumnisse der letzten Jahrzehnte auszubügeln wie ich das oben in Teilen beschrieben habe.

 

Es gäbe weitere Möglichkeiten, für die in diesem Bereich des grossflächigen Stolzenaus wohnenden (und vor allem auch für die älteren) Menschen eine Einkaufsmöglichkeit für frische Lebensmittel, Obst und Gemüse sowie Zeitungen ins Auge zu fassen. Was ist denn mit dem ehemaligen Schlecker in der Langen Strasse? Warum konnte man da nicht dem neuen Besitzer mit Rat unter die Arme greifen und mit ihm gemeinsam ein Sortiment zusammen stellen, dass auch den typischen Einkaufsgewohnheiten der langjährigen Stolzenauer Einwohner gerecht geworden wäre? Wäre das denn nicht eine originäre Aufgabe eines Wirtschaftsberaters, wie ihn die Samtgemeinde ja hat, gewesen? Warum ist man nicht auf diese Idee gekommen? Oder wollte man das nicht?

 

Die Belebung des Wochen-Marktes mit Mitfahrbänken, wenigstens immerhin mit EINER Bank, will man ja jetzt als Modellversuch angehen – also es zumindest versuchen….
Das dieser Antrag nicht nur für die Mobilität im Ort von mir gedacht war (dazu sollten auch der Gemeindebus und der Bürgerbus dienen…) sondern auch der Belebung der umliegenden Geschäfte dienen sollte, hat man wohl so nicht verstehen wollen. 
Danke für den Fisch!

 

Auf facebook lese ich die Tage, man könnte ja den Minimal wieder beleben, der wäre schliesslich tatsächlich deutlich mehr im Ortskern. Und ja, das ist mal sicher, der TATSÄCHLICHE Ortskern, gerade wenn man sich das mal auf der Karte anschaut, mit dem grossen Neubaugebiet, der liegt doch tatsächlich woanders. Also haben doch auch die Anwohner in WEST und auch in NORD das Recht darauf zu verweisen, dass sie eine Einkaufsmöglichkeit in der Nähe haben wollen.

 

Die Politik sollte Möglichkeiten schaffen für Handel und Wettbewerb, sie sollte es aber tunlichst vermeiden, sich in diesen Wettbewerb dergestalt einzumischen, dass ein Edeka Markt der dringend grösser werden muss, um weiterhin wettbewerbsfähig und auch für die Zukunft gut aufgestellt zu sein, dies nicht kann, weil der alte Gemeinderat gegen diese notwendige Erweiterung geklagt hat. Jeder der dort einkauft, und das sind durchaus viele Bürger, weiss wie sehr man sich dort zu Tageszeiten gegenseitig auf die Füsse tritt weil es dort einfach zu klein ist.

 

Dazu kommen die über 60 Arbeitsplätze dort im Markt, die ich persönlich NICHT opfern möchte, auch wenn es anderen egal zu sein scheint. Arbeitsplätze in dieser Grössenordnung sind für einen Ort wie Stolzenau, denn von hier kommen die meisten, schon eine nicht geringe Grössenordnung, an denen auch viele weitere Schicksale hängen.

 

Deshalb: Ich würde einem Beschluss zustimmen, der vorsieht, dass auch Edeka genau wie der REWE Markt die Chance bekommt entsprechend erweitern zu können, so dass ein annähernd ausgeglichener Wettbewerb möglich ist. Dazu müsste die Klage des Gemeinderates zurückgezogen werden. Was dann die beiden Mitbewerber daraus machen, ist alleine ihre Angelegenheit. Das regelt dann der Markt – das regelt der Kunde.

 

Wenn dazu noch wenigstens ein Teil der Häuserfassaden erhalten bleiben könnte, wäre es noch besser, denn der komplette Abriss wird eine tiefgreifende Veränderung mit sich bringen was das Ortsbild betrifft.

 

Allem anderen jedoch kann ich, zumindest zu diesem Zeitpunkt, nicht zustimmen.“


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