meine Entscheidung bezgl. des Neubaus REWE Markt im Ortskern von Stolzenau

Martina schreibt:
Da ich doch immer wieder angesprochen werde, wie ich zu meiner Entscheidung bezgl. des Neubaus REWE Markt im Ortskern (der in Wirklichkeit die Randlage Ost ist) im Gemeinderat gelangt bin, hier für alle zum nachlesen der Text, den ich bei der Gemeinderatssitzung im öffentlichen Teil vorgetragen habe =) :
„Wenn ich heute auf den Kalender schaue, wir haben den 11. September 2019, und wenn ich dann zurückerinnere und an die konstituierende Sitzung des Gemeinderates am 09. November 2016 denke, dann fällt zumindest mir auf, dass bereits seinerzeit und aktuell immer noch um Details gestritten wird. Und vor allen Dingen – immer noch um Einzelinteressen!
War mir seinerzeit im November 2016 bei der Lektüre des s.g. „Nahversorgungskonzeptes“ der Fa. Bulwiengesa bereits an einigen Stellen schleierhaft, wie diese zu gewissen Einschätzungen bezgl. der Konsumentenzahlen gelangt sein könnten ausser sie (und vor allen Dingen sehr schlecht) zu „schätzen“, so frage ich mich heute immer noch , wie so manche Zahlen und andere Daten (auch aktuelle) zustande gekommen sein mögen, ausser (natürlich) ebenso geschätzt worden zu sein.
Tatsächliche Klarheit sieht deutlich anders aus. Meine Skepsis diebezüglich ist daher geblieben.
Wir haben seinerzeit 2016 gehört, es würde sich bei den vom Abriss betroffenen Gebäuden, ich zitiere:
„ im Wesentlichen um das ehemalige Postgebäude, das Beutlersche Haus und evtl. das Sparkassengebäude“ handeln. Dass nun sogar noch ein weiteres Gebäude mit hinzukommt, dass im übrigen erst vor ein paar wenigen Jahren inklusionsgerecht zugänglich gemacht wurde und vom Landkreis rege genutzt wurde, war niemals Ausgangsbasis für erste Planungen.
Es war auch niemals Ausgangsbasis seinerzeit, zumindest nicht nach meinem Wissensstand, dass auf dem mittlerweile grossflächig geplanten… nun…. nennen wir es ruhig mal „zukünftig geräumten“ Geländes noch eine weitere Apotheke ihren Platz finden sollte. Man könnte irretiert fragen, was diese weitere grosse, quasi in direkter Nachbarschaft zur bereits in dieser Strasse befindlichen kleineren Apotheke so zweckmäßig für die Bürger- u. Bürgerinnen von Stolzenau machen soll. Also ausser natürlich für den zukünftigen Betreiber, obwohl er doch bereits eine grosse in der Langen Strasse besitzt. Geht es hier nur um reinen Verdrängungswettbewerb, um wirklich jeden Preis?? Gewisse „Gebäudeexpertisen“ zur Sparkasse erhalten so jedenfalls im Nachgang noch ein gewisses Geschmäckle….
Interessant wäre es übrigens auch gewesen, hätte man bei der Sitzung im November 2016 auch schon Vertreter der „Fassadenretter“ mit ihrer Meinung hören oder diese zumindest sehen können, aber … vielleicht war man da ja auch einfach noch nicht soweit. Widerstand braucht manchmal auch eine gewisse Zeit, bis man ihn a) organisieren und dann auch noch b) in der Öffentlichkeit wahrnehmen kann. Ich meine mich vage zu erinnern, dass es noch ein gutes Jahr gebraucht hat.
Schade fand ich dann, dass man sich, obwohl es die Möglichkeit gab, nicht in die Planungsgruppe mit eingebracht hat, wer weiss was noch alles möglich gewesen wäre. Schöne Fenster und Giebel sind ja auch nicht immer alles….
Ein Kommentator in einem Zeitungsartikel beklagte vor kurzem (und wie ich hörte auch schon ein paar Jahre vorher), dass der Edekamarkt seinerzeit alle 14 Tage Mett im Angebot gehabt hätte, woraufhin er sein Geschäft hätte schliessen müssen. Mal ehrlich, wenn ein Geschäft nur existieren kann, weil es Mett verkauft, wäre das wohl kaum nachvollziehbar. Wobei jedoch die Kunden schon von einem Fachbetrieb zu wissen erwarten, woher die Ware kommt. Und dass ALLE daraus hergestellten Produkte die Geschmäcker treffen. Und der Preis dafür ebenfalls angemessen ist. Ein absolut vergleichbares Beispiel diesbezgl. sieht man in Loccum. Wer an der Ampelkreuzung steht, kann sich überlegen ob er nun dafür nach rechts oder nach links fährt, also entweder zur Fleischtheke im Supermarkt oder zur Fleischtheke im Fachhandel. Und so klein dieser Fachhandel auch ist, er ist fast immer rappelvoll – und das liegt ganz sicher nicht daran, dass der Supermarkt kein Mett im Angebot hätte…..
Es ist natürlich praktisch, genau gegenüber eines neu gebauten Wohnkomplexes auch eine Einkaufsmöglichkeit zu haben. Die man aber genausogut auch im im ehemaligen kleinen Schleckermarkt hätte einrichten können. Vielleicht so ähnlich wie man das in Linsburg gemacht hat. Ich bin letztes Jahr dort hingefahren um mir dies anzusehen und muss sagen, dass man den kleinen Raum dort sehr optimal ausgenutzt hat was das Sortiment betrifft.
Mit dem richtigen Sortiment hätten sich auch hier in Stolzenau Käufer gefunden, davon bin ich immer noch überzeugt, die gerne „nebenan“ eingekauft hätten. Aber davon wollte kaum jemand wirklich ernsthaft etwas wissen, weder in der Verwaltung noch der Politik.
Dass der kleine bis mittlere Einzelhandel tatsächlich hoffen soll, dass ein Supermarkt einige Meter weiter ihnen wirklich mehr Kunden in die Läden quasi „spült“, halte ich persönlich für eine ziemlich verwegene Hoffnung. Wer beim Rewe sein Auto auf dem Parkplatz stehen hat, wird nach dem Einkauf wohl eher kaum sein Auto dort stehen lassen und 250 – 400 m fussläufig danach noch weitere „Gelegenheitseinkäufe“ tätigen, so nach dem Motto: „Wer Produkte bei Rewe einkauft, kauft danach im Anschluss gerne auch noch 20 Gramm Gold, oder eine Uhr, oder ein Teeservice. Oder eine Reise – aber halt, dafür braucht er ja zukünftig den Parkplatz gar nicht mehr verlassen.
In Zeiten von Amazon, Zalando und Co. ist es eher unwahrscheinlich, dass der kleine Einzelhandel hiervon profitieren würde, hier braucht es ganz andere Konzepte. Stadtfest und Flohmärkte halte ich da für wesentlich adäquater. Und noch einiges mehr, das würde hier aber den Rahmen sprengen.
Das man von Anfang an immer von der sog. „Ortsmitte“ gesprochen hat bei dem geplanten Gebiet für die Ansiedlung eines Supermarktes, fand ich persönlich ärgerlich. Die echte Ortsmitte liegt jedenfalls aktuell ganz woanders. Tatsächlich handelt es sich bei der anvisierten Fläche um die Randlage Ost. Als direkter Konkurrent zur Randlage West und ebenso zur Randlage Nord.
Mit dem Unterschied, dass man in West und Nord wesentlich leichter vom Parkplatz herunterfahren kann, als dies wohl zukünftig in Ost zu erwarten wäre. Wer sich das Verkehrsaufkommen dort mal für eine gute Stunde ansieht, kann klar erkennen, dass es vor dem Bau des Rewe sehr wohl ein Verkehrskonzept braucht. Lange Staus auf der Strasse wären ansonsten vorprogrammiert. Die ohnehin bereits vorhandene Lärm- u. Luftbelastung wird sich sicher dadurch auch nicht verbessern. Wer Dienstags länger auf dem Wochenmarkt verweilt, würde dies sicher bestätigen können.
Eine Sparkasse, die sich einfach so im gesamten Landkreis grossräumig aus der Fläche zurückziehen kann, die dabei gut die Hälfte ihrer Fillialen und dazu auch gut die Hälfte ihres Personals einfach so aufgeben kann, obwohl sie dort, wo sie jetzt steht, weder ohne treue Kunden noch ohne treues Personal jemals hingekommen wäre, muss sich Fragen gefallen lassen. Fragen, die zumindest von der doch ebenfalls mit im Aufsichtsrat vertretenen Politik (und dies gilt ja auch für Stolzenau) zumindest öffentlich nicht oder zumindest nicht vehement genug gestellt wurden. Schade …
Der einzige für mich erkennbare Pluspunkt wäre aktuell der, dass die Sparkasse nicht nur hier im Ort bliebe, sondern auch weiterhin (und wie lange eigentlich noch??) Menschen dort als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und dies, wenn es denn soweit kommt, zukünftig inklusionsgerecht. Das ist gut, insbesondere für einen Teil der älteren Einwohner und Anwohner umzu.
Aldi, Edeka, Lidl, Netto und Rewe – alle konnten 2016 nebeneinander existieren.
Aldi ist nicht mehr vor Ort. Rewe zog sich zurück, die Angestellten erfuhren dies auch, nämlich zuerst… aus der Zeitung. Ein ehemaliger Markt in der Kleinen Geest steht seit vielen Jahren leer und zeugt von der Konsequenz, mit der Rewe seine Entscheidungen umzusetzen pflegt. Edeka hat eine Erweiterung vor Gericht erstritten, erstaunlicherweise ist jedoch von Aktivitäten dort nichts zu sehen. Dort bangen gerade um die 60 Menschen um ihren Arbeitsplatz. Warum frage ich mich, soll der Markt doch am Ende alles regeln, also die Kunden. Wer sich anstrengt, hat auch Kundschaft – also ausser alle lassen sich irgendwann von Amazon mit frischen Lebensmitteln und allem anderen beliefern. Mit selbstfahrenden Autos und Robotern, die die Waren sogar noch direkt in den 2. Stock tragen. Dafür braucht man ja schliesslich nur ein bischen Technik und Breitband. Und wenns in diesem Tempo weitergeht, kann ja nur noch ein paar Jahre dauern, also vielleicht noch so 10 oder 20 Jahre, also wenns gut läuft natürlich nur. Also mit dem Breitbandausbau….
Mir ist es wichtig, dass hier nicht die Generationen gegeneinander ausgespielt werden. Insbesondere so mancher ältere Mensch hat nicht die Möglichkeit für Onlinebanking und braucht auch einen Ansprechpartner in der Sparkasse vor Ort.
Deshalb habe ich letztendlich auch zugestimmt, ausserdem sind alle Gebäude die abgerissen werden sollen im Besitz von privaten Personen und deren Eigentum, mit dem sie tun können was sie wollen. Die Sparkasse der die restlichen Gebäude gehören – lässt sich auch von der Politik nicht vorschreiben, was sie tut, ansonsten wäre es wohl kaum möglich gewesen über die Hälfte der Fillialen im Landkreis einfach zu schliessen und soviele Mitarbeiter einfach nach Hause zu schicken.“
 
Persönliche nachträgliche Bemerkung: In der Ratssitzung haben wir dann gehört im öffentlichen Teil als Antwort auf eine Frage der Bürger*innen, dass falls später klar wird, es braucht doch noch eine verkehrstechnische Lösung vor dem REWE Markt, dies von der Gemeinde zu bezahlen wäre. Wie ich weiter oben bereits schrieb bin ich sicher, dass wir eine brauchen werden. Die Kostenübernahme durch die Bürgerinnen und Bürger lehne ich daher strikt ab.

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