Piraten kritisieren Wiesenhof-Neubau

Kreisverbände rufen zu mehr Miteinander auf

Der umstrittene Neubau des Wiesenhof-Maststalles in Holte/Wietzen ist ebenfalls bei den Piraten aus den Kreisverbänden Nienburg/Weser, Diepholz und Schaumburg ein stark diskutiertes Thema.

Nicht zuletzt die Debatte über Wiesenhof als neuen Hauptsponsor des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen hat erneut für starken Unmut in der Bevölkerung gesorgt und ist durch vorhergehende Skandale des Konzerns Wiesenhof nicht ausschließlich ein regionales Thema.

»Aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes und der relativ neu gegründeten Kreisverbände war es uns bisher leider noch nicht möglich, die Thematik mit der erforderlichen Dringlichkeit zu behandeln,« so Christian Jordan, Mitkoordinator der Landwirtschafts AG der Niedersächsischen PIRATEN.

Den Markloher Grünen wurde im Verlauf des Einspruchsverfahren von der Kreis-FDP ein doppeltes Spiel vorgeworfen.
Dorian Spange (17), Kreisvorsitzender der PIRATEN Nienburg, meint dazu: »Auch die Grünen bestehen nur aus Menschen, und kein Mensch ist fehlerfrei. Gerade in der Politik muss man lernen, Fehler einzugestehen und diesen dann verzeihen zu können. Wichtig ist daher eine gemeinsame, faktenbasierende Arbeit, um das Ziel zu erreichen. Denn nur das zählt – und keine Profilierung der eigenen Partei.«
Sich gegenseitig Fehler zu zuweisen ist laut Spange kein Bezug zum eigentlichen Thema und wirkt dementsprechend kontraproduktiv – vor allem, wenn es um öffentliche Belange geht.

Die Themen Landwirtschaft, Tierschutz und Verbraucherschutz sollen ebenfalls eine große Rolle im Wahlprogramm der Piratenpartei Niedersachsen spielen.

Im Meinungsbild lehnen die Piraten eine industrielle Massentierhaltung ab, da diese die Lebensqualität in den ländlichen Räumen beeinträchtigt, in der Regel mit inakzeptablen Standards in der Nutztierhaltung einhergeht, sowie die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft gefährdet. Exakt durchgeplante, mechanisierte Verfahren, die z.B. in der Automobilindustrie funktionieren, dürfen nicht auf Tiere angewandt werden.

Die Piraten wollen erreichen, dass die landwirtschaftlichen Betriebe nicht wie bisher unter dem Preisdruck der Lebensmittelkonzerne sowie der verarbeitenden Industrie stehen.
»Wir wollen keine Landwirtschaftspolitik, die ausschließlich auf Wachstum abzielt, dabei aber weder die Nachhaltigkeit noch den Verbraucherwillen berücksichtigt,« so die Landwirtschafts-AG.

Großkonzerne wie Wiesenhof zerstören durch Vorurteile vom Bürger oftmals auch den Ruf der konventionell arbeitenden Landwirtschaft. Diese Befangenheit ist in der Regel nur schwer wieder auszuräumen. Durch Verträge sind die Mäster an die Konzerne gebunden und können kaum eigenständig handeln.

Auch wenn der Wiesenhof-Konzern durch den Neubau seine Standards heben will, ist es in den Augen der Piraten fraglich, ob die Menge von etwa 250.000 Schlachttieren pro Tag früher oder später nicht doch mit dem Neubau von Mastställen verbunden sein wird, um eine Auslastung zu gewährleisten. Es ist kaum vorstellbar, dass ein Konzern Millionen in einen Betrieb investiert, der nicht zu 100 Prozent ausgelastet werden soll.

Mediziner und Bürgerinitiativen sehen gerade in solchen Produktionsstätten neben den ethischen Problemen in der Tierhaltung eine noch größere Gefahr: Die dort durch den Antibiotikaeinsatz entstehenden multiresistenten Keime wie MRSA, ESBL und Botulismus-Keime, welche auch den Menschen gefährlich werden können.

Die Landwirtschafts-AG der Piraten meint weiterhin: »Solche Anlagen sind keinesfalls der Hauptausgangspunkt solcher Keime. Bakterien haben allerdings in solchen Anlagen beste Voraussetzungen, um Resistenzen zu entwickeln. Diese können später durch die Gülle, die Außenluft sowie durch das Fleisch vermehrt in unsere Umwelt gelangen. Filteranlagen und Antibiotikakontrollen verringern dieses Problem, beseitigen es aber nicht.«

In der Hähnchenmast in Deutschland werden offenbar noch immer viel zu viele antibakterielle Mittel eingesetzt. Nicht um kranke Tiere zu behandeln, was vorgeschrieben ist, sondern oftmals als Dopingmittel. Darauf deutet eine bundesweite Studie des Nordrhein-Westfälischen Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz hin.

Heinrich Rode, Direktkandidat des Wahlkreises 40 für die Piraten, fügt hinzu: »80 Prozent des verkauften Huhns ist mageres Brustfleisch. Der Rest – Innereien, Flügel, Schenkel und Füße – findet hier keine Käufer und wird exportiert, beispielsweise nach Afrika. Diese Reste werden dann gefroren möglichst billigst auf den afrikanischen Märkten verkauft und ruinieren damit die Existenz der dortigen Kleinbauern. Die Gesundheit der dortigen Bevölkerung wird dadurch ebenfalls beeinträchtigt, weil dort die lückenlose Kühlkette nicht mehr gewährleistet werden kann und die Hühnerreste dann bei den dort bestehenden Temperaturen und einer hohen Luftfeutigkeit von 90 Prozent schnell auftauen.«

Die Frage ist, ob uns die Produktion von billigen Lebensmitteln wichtiger ist, als die Gesundheit und Lebensqualität der Menschheit.

Nur erfordert dies ein Umdenken aller Seiten. Eine totale Ablehnung bringt uns nicht weiter. Lediglich ein gemeinsames Zusammenspiel kann Probleme aus der Welt schaffen.
Die Verbraucher müssen lernen, mehr Wert auf gesunde, qualitativ hochwertigere Lebensmittel zu legen und die Politik muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass eine gesunde Ernährung, gerade bei den momentan steigenden Lebenserhaltungskosten und Energiepreisen, bezahlbar ist und auch den Landwirten ein faires Einkommen sichert.

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Kommentare

5 Kommentare zu Piraten kritisieren Wiesenhof-Neubau

  1. verärgerter schrieb am

    Ja, dass sind mir die richtigen… alle wollen essen, kauft doch dann von Unternehmen die eurer Meinung nach „menschlich“ handeln.
    Ach, stimmt… bleibt ja nicht viel über. Ihr kauft doch auch alle was günstiges, heutzutage gibt doch keiner mehr 5 Euro mehr für das gleiche Produkt aus mmit selbigen Geschmack usw.

    Nur Stimmungsmache, mehr nicht !

    • Dorian schrieb am

      Hallo! Vielen Dank für Deinen Kommentar.
      Selbst wenn diese Pressemitteilung nur „Stimmungsmache“ darstellt, tragen wir so zumindest dazu bei, dass dieses Thema brisant bleibt. Dass es ein Thema ist, dass viele Menschen betrifft und auch am Herzen liegt, hat ja alleine die Debatte um Wiesenhof als Hauptsponsor von Werder Bremen gezeigt, als sich mehr als 20.000 Menschen dagegen aussprachen.
      Es gibt durchaus Alternativen zur Massenproduktion. Noch viele Kleinbauern setzen auf traditionelle Landwirtschaft und bieten gerade hier in Niedersachsen weit verbreitet über kleine Hofläden ihre Waren an. Diese sind zwar hochpreisiger als die Produkte der Massenproduktion, doch wenn die derzeitige Debatte einen gesellschaftlichen Konsens entstehen lässt, treibt es womöglich mehrere Menschen zu solchen Läden – und die Riesen in diesem Geschäft, z.B. Wiesenhof, merken, dass sie etwas an ihren Standards ändern müssen, um nicht noch mehr Kunden zu verlieren.
      Im letzten Absatz dieser Pressemitteilung fordern wir von der Politik zusätzlich auch, dass dafür gesorgt werden soll, dass gesunde Ernährung bezahlbarer wird.

      Viele Grüße
      Dorian

  2. Christian schrieb am

    Das Argument ist eines der verbreitetsten beim Thema Massentierhaltung.
    Kennzeichnungspflichten würden den meisten Verbrauchern eine enorme Entscheidungshilfe geben und dafür sorgen, das viele Konsumenten Ihre Kaufeigenschaften ändern. Bei Bioeiern beispielsweise funktioniert dieser Trend.
    Die meisten Menschen entscheiden sich in einem solchen Fall gegen Produkte aus industrieller Tierhaltung.
    Wie bereits erwähnt, jeder kann seinen Teil dazu beitragen, wenn er sich kritischer damit auseinandersetzt.
    Dem Konsumenten soll kein Wille aufgedrängt werden. Jeder soll und muss für sich selbst entscheiden, inwieweit er sein Kaufverhalten ändern will oder auch nicht.
    In Deutschland, ebenso wie in den USA wird verhältnismäßig wenig wert auf eine gesunden Ernährung gelegt. Anders wiederum ist dies in Frankreich. Natürlich gibt es auch dort Massentierhaltung, allerdings wird dem Verbraucher eine größere Auswahl an Alternativen geboten.
    Die meisten Menschen heutzutage wissen vermutlich gar nicht mehr, wie ein konventionell erzeugtes Stück Fleisch schmecken muss oder kann.
    Die Überproduktion und die damit verbundenen Billigpreise für solche Lebensmittel haben unser Ernährungsverhalten so stark beeinflusst, das der derzeitige pro Kopf verbrauch von Fleisch bei etwa 60 Kg im Jahr liegt. Gesund wäre nach Ernährungswissenschaftlichen Grundlagen die Hälfte.
    Landwirte sind auch nur Unternehmer und müssen wirtschaftlich Arbeiten um das überleben Ihrer Betriebe und Familien zu sichern. Die Lage treibt viele in die Situation „wachsen oder weichen“ .
    Mir ist ebenfalls bewusst, dass wir mit kleinen Bauernhöfen, auf denen 20 Schweine und 10 Milchkühe gehalten werden keine 81.Millionen Bundesbürger ernähren können. Gezielte Förderungen sowie eine freie Marktentscheidung ohne die Preisgaben der Discounter oder Großkonzerne könnte aber helfen, bäuerliche Landwirtschaft zu fördern und vor allem die Lebensmittel bezahlbar zu machen.

    Es wird eine ewige Debatte mit diversen Pro’s und Contra’s bleiben. Aber es muss jedem ermöglich werden seine Entscheidung selbst zu fällen. Und vor allem sollte uns nicht vorgegaukelt werden, es handle sich um Qualitätsfleisch.
    Wir kämpfen in der Humanmedizin seit Jahren gegen Multiresistenzen und ermahnen zu einem schonenderen Umgang mit Antibiotika. Dabei wird gerade in der Geflügelhaltung in 83 % aller Mastdurchgänge Antibiotika eingesetzt. Resultat davon sind Resistenzen. Kurzum: Werden wir krank, kann es passieren, dass unsere Antibiotika nicht mehr anschlagen.
    Und das nur für billiges Fleisch?

  3. Christian schrieb am

    Das Argument ist eines der verbreitetsten beim Thema Massentierhaltung.
    Kennzeichnungspflichten würden den meisten Verbrauchern eine enorme Entscheidungshilfe geben und dafür sorgen, das viele Konsumenten Ihre Kaufeigenschaften ändern. Bei Bioeiern beispielsweise funktioniert dieser Trend.
    Die meisten Menschen entscheiden sich in einem solchen Fall gegen Produkte aus industrieller Tierhaltung.
    Wie bereits erwähnt, jeder kann seinen Teil dazu beitragen, wenn er sich kritischer damit auseinandersetzt.
    Dem Konsumenten soll kein Wille aufgedrängt werden. Jeder soll und muss für sich selbst entscheiden, inwieweit er sein Kaufverhalten ändern will oder auch nicht.
    In Deutschland, ebenso wie in den USA wird verhältnismäßig wenig wert auf eine gesunden Ernährung gelegt. Anders wiederum ist dies in Frankreich. Natürlich gibt es auch dort Massentierhaltung, allerdings wird dem Verbraucher eine größere Auswahl an Alternativen geboten.
    Die meisten Menschen heutzutage wissen vermutlich gar nicht mehr, wie ein konventionell erzeugtes Stück Fleisch schmecken muss oder kann.
    Die Überproduktion und die damit verbundenen Billigpreise für solche Lebensmittel haben unser Ernährungsverhalten so stark beeinflusst, das der derzeitige pro Kopf verbrauch von Fleisch bei etwa 60 Kg im Jahr liegt. Gesund wäre nach Ernährungswissenschaftlichen Grundlagen die Hälfte.
    Landwirte sind auch nur Unternehmer und müssen wirtschaftlich Arbeiten um das überleben Ihrer Betriebe und Familien zu sichern. Die Lage treibt viele in die Situation „wachsen oder weichen“ .
    Mir ist ebenfalls bewusst, dass wir mit kleinen Bauernhöfen, auf denen 20 Schweine und 10 Milchkühe gehalten werden keine 81.Millionen Bundesbürger ernähren können. Gezielte Förderungen sowie eine freie Marktentscheidung ohne die Preisgaben der Discounter oder Großkonzerne könnte aber helfen, bäuerliche Landwirtschaft zu fördern und vor allem die Lebensmittel bezahlbar zu machen.

    Es wird eine ewige Debatte mit diversen Pro’s und Contra’s bleiben. Aber es muss jedem ermöglich werden seine Entscheidung selbst zu fällen. Und vor allem sollte uns nicht vorgegaukelt werden, es handle sich um Qualitätsfleisch.
    Wir kämpfen in der Humanmedizin seit Jahren gegen Multiresistenzen und ermahnen zu einem schonenderen Umgang mit Antibiotika. Dabei wird gerade in der Geflügelhaltung in 83 % aller Mastdurchgänge Antibiotika eingesetzt. Resultat davon sind Resistenzen. Kurzum: Werden wir krank, kann es passieren, dass unsere Antibiotika nicht mehr anschlagen.
    Und das nur für billiges Fleisch?

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